Dienstag, 2. September 2008

XXIX

Heute ist der letzte Tag, an dem ich 29 bin. Das ist ansich ja nicht unbedingt erwähnenswert- wenn ich nicht ständig gefragt werden würde, wie ich mich denn so fühle, mit 29.

Wenn ich jetzt sage: Wie auch die letzten 365 Tage ist das vermutlich witzlos. Mich erschleicht so das Gefühl, dass alle Welt erwartet, ich würde mich einer verfrühten Midlife-Crisis nähern, verzweifelt nach Fältchen im Gesicht suchen oder zumindest sonst wie in Weltuntergangsstimmung verfallen. Tu ich aber nicht.

Mir geht es gut. Sehr gut. Ich freue mich, 30 zu werden. In Torschlusspanik muss ich nicht verfallen. Ich habe den weltbesten aller Ehemänner bereits. Und zwei tolle Kinder. Beruflich hatte ich bereits etwas erreicht, jetzt gerade den großen Wandel vollzogen.

Das Tempo der letzten Jahre könnte ich vermutlich nicht lange durchhalten: Studium beendet, erster Job, kurz darauf erste Führungsposition, viel Aufregung im Job, viel erreicht. Dazu permanent mindestens zwei Pferde zu reiten. Inliner-Marathon gefahren. Gefeiert. Hannover erlebt. Dann Hochzeit, Haus gebaut, zwei Kinder, Jobwechsel.

Immer vom Perfektionismus getrieben: Höher, schneller, weiter. Erfolgreicher, hübscher, dünner. Das Gefühl, als Twen muss ich mithalten können.

Ich bin jetzt entspannter (na ja, ein bisschen zumindest...). Habe das Gefühl, ich kann gut mit meinem Job leben. Muss nicht nach mehr Verantwortung streben, die Karrieleiter im Sauseschritt erklimmen. Meine Kinder sind mir unendlich wichtig. Und auch wenn ich vermutlich immer hübscher, dünner, toller sein will: Ich finde mit 30 ist es ok, nicht mehr in die Jeans meines Arbeitgebers passen zu müssen- sondern entspannt meine Jeans bei Firmen zu kaufen, die für Frauen wie mich schneidern.

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